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Der Park Diesen Text vorlesen lassen

Im FrühlingDer Sekretär des Gartenbauvereins für Neuvorpommem und Rügen und spätere Königliche Hofgartendirektor in Potsdam-Sanssouci Ferdinand Jühlke (1815-1893) beschreibt im vierten und fünften Jahresbericht des Gartenbauvereins 1850 unter anderem auch die im Entstehen begriffenen Gärten in Semlow. Hierzu zählen im Einzelnen: der Park, der Tiergarten, die Teiche, der Vorplatz, der Rosengarten, der Obstgarten, der Küchengarten und eine Baumschule.

Durch die Modellierung des Terrains gewinnt der Park einen anmutigen und heiteren Charakter. Die kleine Hügelkette, welche sich vom Schloss aus bis zum Tiergarten erstreckt, ist durch den Aushub des Teiches künstlich hergerichtet worden. Der Tiergarten enthält malerische Gruppen von einheimischen Laub- und Nadelholzarten. Der Vorplatz soll als Blumenparterre mit Rasenflächen gestaltet werden, dessen Mitte eine hohe Fontäne bildet. In dem östlich des Schlosses symmetrisch angelegten Rosengarten bilden Gruppierungen von niedrigen und halbstämmigen Rosen in schönen Varietäten, Stauden sowie Rasenplätze das Hauptgestaltungsmittel. Der Obstgarten wird durch eine Lindenallee in zwei Abteilungen getrennt, von welchen die eine mit dem Rosengarten und die andere mit dem Küchengarten verbunden ist. Er enthält eine beträchtliche Anzahl schöner und kräftiger Obstbäume.

“Der Küchengarten hat eine sehr geschützte Lage! ...So gedeihen hier die schönsten Trauben, Feigen, Pfirsiche, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen und Quitten ...In diesem Garten befindet sich auch die neuerbaute Ananastreiberei und eine Mistbeettreiberei ..., in welcher ... Melonen und frühe Gemüse getrieben werden.”, schreibt Jühlke 1850.

Die Baumschule dient sowohl der Anzucht von Obstgehölzen als auch von schön blühenden Holzarten. Erwähnt wird außerdem eine Grotte, welche eine Sammlung verschiedener Mineralien beherbergt und an heißen Sommertagen einen kühlen Schutz bietet. Im Wohsener Wald befand sich bis 1945 ein auf einem Steinhügel erbauter Pavillon, der als Vergnügungsstätte der gräflichen Familie diente.

Die Pläne für die Gestaltung des Parkes entwarf der damals in Potsdam tätige Königliche Hofgärtner Gustav Meyer (1816-1877). Die Anlage zählt nach heutigem Kenntnisstand zu den wenigen nahezu authentisch überlieferten Gartenschöpfungen des später als erster Gartendirektor in Berlin wirkenden Gartenkünstlers. Der von Anbeginn im Sinne der Aufklärung öffentlich zugängliche Semlower Park ist als Ort der Bildung und Erziehung in einer geistigen Nähe zu dem berühmten Urbild Wörlitz zu betrachten. Meyer bezog in seine landschaftliche Gestaltung des Parkes weite Wiesenräume, ein ausgedehntes Wegenetz mit prachtvollen Blicken auf das Schloss, markante Einzelbäume und ein System von Gräben und Teichen ein. Es wurden unter anderem Eichen, Kastanien, Blutbuchen, Linden und Platanen verwendet. Zu den dendrologischen Besonderheiten zählen zwei in späterer Zelt in unmittelbarer Nähe des Teiches gepflanzte Sumpfzypressen. Im Frühjahr bezaubert alljährlich ein Teppich von wilden Krokussen, Schneeglöckchen und Anemonen den Besucher.

Dem zur Zeit der Anlage des Parkes mit der Pflege beauftragten Gärtner Helmuth Lembke war ein heute nicht mehr erhaltener Gedenkstein gewidmet. Ein gusseisernes Kreuz markiert hingegen noch heute seine Grabstätte auf dem Kirchhof.

romantische StilleDen Mittelpunkt des Parkes bildete ein großer Teich, der in den Jahren 1851-53 an Stelle einer sumpfigen Wiese unmittelbar hinter dem Schloss ausgegraben wurde und als lebendige Seele der Anlage wirkt. Er und die über ihn führenden Brücken bestimmen wesentlich den Landschaftscharakter des Parkes. Die ehemaligen Brücken: Luisenbrücke, Rote Brücke, Bogenbrücke und Adam-und-Eva-Brücke sind nicht mehr im Originalzustand erhalten. Sie werden derzeit vom Architekturbüro Jasper Herrmann nach historischem Vorbild weitgehend originalgetreu wiederhergestellt.

 

 Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Park mit 22 ha im wesentlichen als Ganzes erhalten. Im Jahre 1983 wurde durch die anhaltende unsachgemäße Einleitung von Gülle aus den benachbarten Milchvieh- und Schweinemastanlagen eine umfangreiche Teichentschlammung erforderlich. Bis 1945 waren die Teiche durch ein Stausystem, welches das Ablassen des Wassers ermöglichte, von den Bauern mit Pferdefuhrwerken gereinigt worden.

Mitte der 1980er Jahre gründeten Gemeindemitglieder unter Leitung von Dr. Dieter Curschmann ein Parkaktiv, das es sich zur Aufgabe machte, den Landschaftspark in seinem ursprünglichen Charakter zu erhalten und zu pflegen. Bis zur Wiedervereinigung erfolgten die Einsätze der Bevölkerung ausschließlich freiwillig an den Wochenenden anlässlich der sogenannten Subbotniks - die Bezeichnung ist aus dem russischen „subbota" abgeleitet und bedeutet Sonnabend. Danach wurde der Park durch ABM-Kräfte unter ehrenamtlicher fachlicher Anleitung gepflegt.

Der im Park befindliche Sportplatz wird durch den Semlower Fußballverein genutzt.  Eine lange Tradition hat auch der zwischen Park und Lindenbusch gelegene Reitplatz, welcher dem Reit- und Fahrverein unter anderem zur Ausrichtung eines Reit- und Springturniers anIässlich der Parkfestspiele dient.

Zwei Großsteingräber aus der Jungsteinzeit:

GroßsteingrabGroßsteingrab

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